Heute ist der erste Tag meines neuen Lebens…
… während ihr das lest bin ich woanders. Körperlich und geistig… auch emotional.. Irgendwo zwischen hier und dort. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Mein Part ist damit erledigt. Ich tue es.. ich habe mich darauf eingelassen… wie ich es auch bei Menschen und Beziehungen mache. Ich lasse mich operieren. Nun liegt es in den Händen anderer und in der Kraft des Universums wie es ausgeht. Die OP lenkt mich von anderen Schmerzen ab und ich werde mit allem zufrieden sein was es mir bringt.. ich bin frei von Erwartungen und Wünschen.. ich gehe und nehme an.. es liegt nicht in meiner Hand und das ist gut so.
Ich bin ruhig und entspannt. Ich kann sagen ich habe keine Angst.. ich habe alles getan und alles gelebt was ich wollte. Auch jetzt schon mit “nur” 39 Jahren. Ich bin noch jung, ja aber die Erfahrungen die ich machen durfte und musste haben mich reifen lassen und ausgeglichen gemacht. Ich schätze mein Leben und das Einzige was ich beeinflussen kann ist mein Sein und meine Gedanken, meine Taten und mein Umgang mit mir und anderen. Meine Emotionen nicht, und das ist das einzige Feld des Scheiterns.
Ich sehe diesen Schritt jetzt als Zugabe. Ein weiteres Mal verändere ich meine Leben durch mein Zutun und weil ich es will. Was daraus wird kann ich nicht beeinflussen. es kommt wie es kommen muss. Und es ist mir egal wie es endet..
Für mein Fühlen habe ich schon bezahlt… für die Entscheidung diese OP zu machen wahrscheinlich auch… what goes around comes around und irgendwann werde ich dafür hoffentlich endlich belohnt werden. Man erntet was man sät, so oder so und darum glaube ich fest daran dass für mich was Grosses bereit steht und die schmerzhaften, vernichtenden Erfahrungen das zu mir bringen was mir gut tut und den Menschen der für mich bestimmt ist. Und der Kreislauf wird auch andere, vergangene Menschen beeinflussen und jeder wird die Erfahrungen machen und die Konsequenzen ziehen müssen, die sich aus Entscheidungen und Handlungen ergeben haben..
Leider ist viel ist passiert in 3 Jahren meines Lebens mit Testosteron. Neu und alt ist, dass ich wieder alleine durchs Leben gehen werde, weil leider wichtige Menschen in meinem Leben in dieser Zeit verloren haben was da war und wahr war. … und was wichtig war….
Ein emotionaler Blick auf mich, das Leben und Gefühle.
Diese Zeilen sollten ursprünglich eine Liebeserklärung an die Frau sein, die mich behutsam bei der Mannwerdung begleitet hat, der ich heute bin. Und den ich mehr denn je anzweifle. Auch aufgrund der Tatsache, dass ich vertraut habe. Ich denke, die Zeilen haben sich , wie die Liebe, verändert.
Es soll ein Danke an meine engsten Freunde sein, die es mit mir ausgehalten und mich begleiten!
Es waren ups-and-downs und es waren heftige Veränderungen in den letzten Jahren. Es war anfangs unvorstellbar dass ich ein Leben haben werde wie ich es mir immer erträumt hatte. Alle meine Träume gingen plötzlich mit mir und ihr in Erfüllung. Aber es sind eben nur Träume. Und nach einer gewissen Zeit holt einen die Realität ein. Ich habe ein Thema mit dem Verlassen werden und den Gefühlen, die für mich nicht bestehen bleiben.
Es gibt jedoch bei jedem Verlassen werden eine Steigerung. Ich bin noch nie so hoch geflogen und dann so tief aufgeschlagen. Keine OP kann so schmerzhaft sein, als das Leben ohne den Menschen, den man liebt, bestreiten zu müssen.
Ein NIEMALS wieder gemeinsam ist tötlicher als ein schon IMMER einsam.
Ich habe mich sehr gefreut mein Mannsein mit einer wundervollen Frau zu leben – auf allen Ebenen. Nähe und Zuneigung und Sicherheit habe ich erfahren dürfen. Ich habe es als real verstanden. Ich dachte dies ist eine sichere Basis um gemeinsam auch schwierige Zeiten zu meistern. Sofern man die schwierigen Zeiten auch mitbekommt. Das verstehe ich unter Beziehung und Partnerschaft.
Es ist für mich als Transmann nicht leicht mich zu öffnen und jemanden an mich ran zu lassen, weder körperlich noch emotional. Das werden andere Transmänner kennen. Das werden auch andere Menschen kennen. Es dauert bis ich mich traue aufzumachen, aus Angst vor Zurückweisung, vor Unzulänglichkeit, vor Unvollkommenheit, etc.. und jedesmal wieder passiert genau das. Was kann ich anders machen? Jedesmal wieder verwehrt man mir um meine Liebe zu kämpfen.. jedesmal wieder wird die Verbindung gelöst ohne dass ich es will… ich bereue dass ich immer wieder aufmache. Immer ist es fremdbestimmt.
.. I couldn’t stay away.. couldn’t fight it… see my face… for me it isn’t over.. sometimes it lasts in love and sometimes it hurts instead…only yesterday was the time of our lives..
Für heute steht nun der Penoidaufbau an und auch dies hätte ich gerne gemeinsam bewältigt und meine ersten Erfahrungen gerne mit meiner Frau geteilt. Ich werde dieses überwältigende Gefühl nicht mehr teilen können, noch es leben, und diese OP ist nur eine Zugabe in meinem Mannsein. Ich war noch nie ohne Partnerin bei so wichtigen Meilensteinen, noch nie ohne Liebe und es ist sehr traurig für mich dass ich keinen Lebensmenschen an meiner Seite stehen habe wenn ich aufwache. Und danach… Ich werde auch hier mit jedem Ergebnis umgehen lernen müssen mit der Zeit – egal wie sehr es mich hochheben oder niederdrücken wird.
Ohne diesen einen bestimmten Menschen an meiner Seite aufzuwachen ist so unvorstellbar. Es ist nicht irgendwer den ich vermisse. Es war alles was ich wollte, gemeinsam in die Zukunft und gemeinsam diesen Schritt. Nun werde ich das alleine durchziehen, wie alles momentan, weil es von mir verlangt wird. Ich muss mich auf meine alleinige Stärke verlassen und somit merkt niemand was tatsächlich in mir vorgeht.
Die Floskel die Richtige wird schon kommen.. daran glaube ich nicht weil warum muss es immer erst die Nächste sein? Wieso wird diese dann die Richtige sein wenn sich bis jetzt alle Nächsten die sich als richtig gesehen haben, als die Falschen entpuppt haben?
Es ist ernüchternd das Gefühle für mich nicht bestehen bleiben und es immer freundschaftliche Gefühle werden. Warum gerät man immer an die falschen Partnerinnen? Karma?
Ich weiß nicht wie stark Gefühle sein müssen, wie ich sein muss… ich wüsste es gerne weil ich niemandem mehr vertrauen kann. Man kann sich nur selber vertrauen weil dieses sonst wieder gebrochen wird.
Ich bin gespannt wer den wahren Sam erkennen wird und auf Dauer nehmen kann. Ich bin stark und sie muss es auch sein. Ich will wachsen und mich verändern, damit es beziehungstechnisch paßt, aber vielleicht gibt es für so jemanden wie mich kein Gegenüber? Vielleicht muss ich mich nicht ändern, weil das Problem nicht bei mir liegt?
Ich war ein unglaublich glücklicher Mann weil sie für mich eine unglaubliche Frau war. Weil ich dieser Mann für sie sein durfte. Es macht mich am allerwenigsten glücklich, wenn ich es als Gefühlsmensch nicht schaffe die Frau die ich liebe, emotional zu halten. Ich verschenke mein Herz nicht einfach so, nur an besondere Menschen. Ich vertraue und liebe… genügt manchmal einfach das Richtig sein nicht?
Es verletzt niemals eine Chance zu bekommen. Es zeigt mir was ich jemandem bin wenn man ohne Versuch die Beziehung zu leben weggeht und ein Leben ohne mich vorzieht. Ich darf erwarten dass man so etwas nicht erst in seiner Tragweite erfährt wenn es keine Chance mehr gibt. Es zeigt mir aber wenn es so passiert und gemacht wird, wie es beim anderen um mich bestellt ist… Taten sagen mehr als Worte…
Es gilt zu verarbeiten. Gefühle, Gedanken, Sehnsüchte und das Herz zu stärken. Aber wie? Ich kann momentan kaum atmen noch schlafen. Es ist so ressourcen-, energie und seelenverzehrend. Nichts wiegt den Verlust auf… ich würde alles tun um eine Chance zu bekommen, einmal wichtig genug zu sein für jemanden.. aber wo es keine Gefühle mehr gibt läuft man nur gegen die Wand, und wo einmal ein Herz war, das deine Gefühle annehmen wollte, ist schon lange nur mehr ein Schild mit “unbekannt verzogen” und deine Sendung läuft ins Leere.
Jeder andere Mann auf diesem Erdball hat nun eine Chance… nur ich hatte anscheinend bewusst nie eine… das ist sehr verletzend und demütigend.
Und ich sage es auch klar, dass es niemanden was angeht zu urteilen wie ich mich in einer Zeit der persönlichen Trauer zu verhalten habe und es mir reichlich egal ist. Ich kann mich nicht immer so verhalten wie alle es wollen! Das ist nicht meine Aufgabe hier. Ich bin NICHT zuständig für den WELTFRIEDEN!! Oder den Seelenfrieden der anderen!!
Ich muss das Tal durchschreiten um am Ende den Berg besteigen zu können! Der Kopf kann das Herz nicht zwingen aufzuhören zu empfinden. Loslassen kann nicht gelernt sein und ich bin ich und niemand anderes, der anders mit Situationen in seinem Leben umgeht. Ich bin ein Kämpfer und schon so weit gekommen, es könnten sich einige was davon abschneiden wie ich mit Siuationen umgehe!
Warum verstehen viele nicht dass das Rationale niemals das Emotionale überreden kann!
Ich habe versucht der Mann für mich zu sein, der ich sein wollte, und der Mann für die Frau die ich liebe zu sein, der ich nun mal bin.
Ich denke ich muss noch viel lernen über das Leben, obwohl ich schon so lange hier auf der Welt bin.
Es gibt viele positive Dinge in meinem Leben und für andere da zu sein und Freunde zu haben, meinen Weg zu gehen, stärken mich und ich bin dankbar dafür. Ich möchte nicht undankbar erscheinen wenn ich sage ich vermisse. Für mich war und ist das Wichtigste immer die Liebe zu meiner Frau. Ich hätte alles gemeinsam bewältigen können aber dafür muss man mich lassen. Das Leben macht nur mit Liebe Sinn….. für mich.
Soviele Fragen die in meinem Kopf rumgehen: Wie muss man als Mann sein? Wie als Mensch? Wie kann man wieder vertrauen? Was kann man ändern, damit man nicht immer wieder an diesem Punkt ankommt? Was heißt der oder die Richtige? Wann ist man der Richtige oder sie die Richtige? Gibt es das überhaupt?
Ich würde gerne was an mir ändern weil wenn ich nichts ändere dann kommt man nicht vorwärts und dann passiert es erneut und erneut und erneut….dass man gefühlsmäßig scheitert.
Ich lese gerade ein Buch über Trennungen und hier werden viele Fragen gestellt, die ich mir auch stelle. Oftmals sind es Probleme beim anderen aber die Konsequenzen erfährt man selber. Verletzte Liebe erzeugt Wut & Aggression, die nirgends hin kann, die kein Ventil findet. Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass sondern Gleichgültigkeit und dies tut so viel mehr weh für jemanden nicht mehr wichtig zu sein oder geliebt zu werden als wenn es einen anderen Grund gebe.
Andere raufen sich zusammen und versuchen.. für mich versucht sich niemand. Um Schuld geht es nicht, es geht darum dass einer was entscheidet was beide betrifft obwohl in einer Partnerschaft immer beide verantwortlich sind. Nur manchmal machen es sich Menschen auch alleine mit sich aus und am Ende entscheidet immer einer, warum auch immer.
Für mich ist die Hingabe und das Anvertrauen ein wichtiger Prozess und ich gebe lange nicht auf wenn ich mich für jemanden entschieden habe, weil eine Beziehung für mich als Transmann etwas sehr Kostbares ist und ich vielleicht mehr als andere darauf bedacht bin, dass es funktioniert, weil ich mich nicht so einfach jemanden zuwenden kann und nicht so schnell wen neuen an mich ranlassen kann. Und weil es ein großes Geschenk ist wenn sich jemand für einen Mann wie mich interessiert.
Ich habe die Kraft in meinem Leben nicht immer wieder aufzustehen und gegen Windmühlen zu kämpfen. Ich kämpfe sehr viel für mich um als der leben zu können der ich bin. Jeder Mensch hat es schwer, ich möchte nicht behaupten dass ich oder Transmenschen es schwerer haben, aber vielleicht schätzen wir das Geschenk, dass ein anderer Mensch uns so sieht und nimmt wie wir wirklich sind so hoch, dass wir nicht leichtfertig weiterziehen.
Ich kann nur von mir sprechen. Beziehungen sind für mich sehr prägend und ich habe schon oft gehört, dass wir Transmenschen bei so einem tiefen Bruch und einer so großen Verletzung dann anfangen an der Identität zu zweifeln, was bei anderen Menschen nicht vorrangig Thema in einer Beziehung ist. Auch bei mir kann ich das bemerken.
Es ärgert mich dass ich es immer wieder versucht und aufgemacht habe. Aber was man sich mit dem Ratio vornimmt funktioniert auf der Ebene der Emotion nicht.
Ich hadere sehr momentan mit mir als Mann, ob ich diese Rolle ausfüllen kann, das meine Partnerinnen irgendwann mein wahres Ich sehen und darum weggehen weil die Liebe dann für mich weggeht, weil ich ja ein Netter bin und man mag mich dann als Freund, aber nicht mehr als Partner. Es tut weh immer in die “Kinderrolle” gestopft zu werden. Ich schäme mich sehr wenn ich weiß wie vergangene Partnerinnen mich sehen, in allen Ebenen des Zusammenlebens. Vorallem wenn man erfährt, dass von einem Partner was anderes erwartet wird.
Ich kann mein Gegenüber mit all seinen Fehlern nehmen und akzeptieren. Das macht mich vielleicht großherzig aber auch unglaublich naiv und verletzbar. Oftmals geben Menschen auf weil es der leichtere, bekanntere Weges raus aus verwirrenden Emotionen ist?
Wenn jemand das Rezept fürs Loslassen gefunden hätte, dann wäre er ein steinreicher Jamie Oliver und keiner müsste mehr leiden sondern nur eine Schmerz-lass-nach Suppe essen. Somit sind Ratgeber soviel wert wie das Papier auf dem sie gedruckt sind…
3 Jahre nach Start meines Weges musste ich über Los ziehen und stehe wieder ganz am Anfang. Ich muss weitergehen hat man mir gesagt, und wieder einmal muss ich das tun was jemand von mir verlangt.
Ich freue mich auf den Tag wo ich angekommen bin um zu bleiben, und mir diese Frau, die ich dann in mein Herz gelassen habe, anschafft nicht weiterzugehen, sondern bei ihr zu bleiben um sie weiterhin zu lieben, zu schätzen und zu respektieren, wie ich es immer getan habe mit dem Menschen in meinem Herzen!
Mal schauen was ich hinkünftig lernen darf. Ich wünsche mir, dass es etwas Neues ist was die Liebe betrifft. Die Erfahrungen bisher waren immer schmerzhaft, endenwollend und demnach sehr entbehrlich.
Wenn ich wieder wach bin sehe ich die Welt hoffentlich mit anderen Augen – mit dem Blick nach vorne – nie mehr zurück! Take care!
Euer Sam